Prinzessin Aurelia und der Hohepriester Volkan
Ein lautes klopfen weckte Aurelia aus ihrem Schlaf. Sie blickte zwischen den beiden Türen ihres Zimmers hin und her, der Tür zum Zimmer ihrer Schwester und der Tür zum Flur. Erneut ertöhnte das laute Pochen. Das Mädchen hüpfte von ihrem Bett und flitzte zur Tür. Ihre Hand legte sich auf die Klinke, aber irgendwas hielt sie noch zurück. Irgendwas flüsterte ihr zu, das sie diese Tür gerade nicht öffnen sollte. Ein leises grummeln huschte über ihre Lippen. Sie kontrollierte das ihr Kleid richtig saß und öffnete dann die Tür.
Sie schaute in die Augen des Hohepriesters des Solea, der in seiner formellen Robe vor ihr stand. Sein Blick sorgte dafür das ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie sprang zwei Schritte zurück. Volkan verführte eine sehr Detailreiche Verbeugung und schaute sie direkt an. »Eure Hoheit, ich komme im Auftrag des Prinz Gemahls.« Die letzten Worte beohnte er dabei besonders stark und fügte dann hinzu. Er wünscht dich zu sehen. »
Ihre Gesichtszüge entspannten sich ein wenig und sie nickte leicht. »Sicher, klein Moment ich hole nur schnell meine Schwester« als sie los laufen wollte wurde sie von seiner Hand gestoppt, die ihren Oberarm gepackt hatte. »Nur dich will er sehen, Hoheit. Die Mistgeburt ist nicht willkommen.«
Aurelia blinzelte mehrfach, während in ihrem Kopf die Worte sich wiederholten. »Wie bitte? Das ist meine Schwester« stellte sie fest.
Der Priester war ihr einen Blick zu, so das sie sich ruckartig von ihm löste. »Es ist meine Schwester« wiederholte sie. »Es ist eine Mistgeburt, eine Beleidigung für die Götter. Sie dürfte gar nicht Leben wen es nach dem Prinzen und Solea ginge.«
Ihr Herz begann immer schneller zu schlagen, jedes Haar auf ihrer Haut suchte sich einen Stehplatz. Ihr ganzer Körper begann zu zittern. Es war aber nicht nur ihr Körper der zu beben begann, es war das ganze Zimmer, alle Möbeln in im die zu vibrieren begannen.
Entweder merkte er nichts oder er ignorierte es, aber er machte keinerlei anstallten darauf wirklich zu reagieren. »Dein Vater wartet auf dich und er wartet nicht gerne.« Es war als wäre jedes einzelne Wort ein kleines Messer das er ihr ins Herz stach, Tausend kleine Nadeln die in ihre Haut picksten.
Seine Worte wurde von einem Rauschen übertöhnt. Ergriff erneut nach ihrem Arm um sie zur Tür zu zurück zu ziehen. Dabei bekam er einen gewaltigen elektrischen Impuls ab, so das er die Wand hinter sich mit dem Rücken wiederfand. Ihre Haut kribbelte immer stärker und erneut brüllte das Mädchen. »Sie ist meine Schwester.
Die Temperatur im Raum sank ruckartig so tief, daß man ihren Atem sehen konnte. Er rutschte an der Wand runter und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Aurelia hörte nichts mehr ausser das Rauschen ihres Blutes. An seinen Lippen sah sie, das er etwas sagte, doch sie hörte es nicht.
Hatte er Angst? Hatte sie Angst? Sie konnte nicht einordnen was sie fühlte. Als hätte jemand einen Eimer kaltes Wasser über ihr ausgekippt und jeder Tropfen war ein anderes Gefühl das sie übernehmen wollte. Es zerrte an ihrem Körper, an ihrem Verstand und sie konnte sich nicht bewegen. Sie wollte Schreien aber ihre Stimme versagte.
Mit einem mal wanderte dann aber von ihrer Schulter eine seltsame Ruhe herunter. Eine reine pure Stille, perfekte Harmonie, langsam breitete es sich in ihr aus.
Die Augen von Volkan zeigten ihr etwas, das sie noch nie bei ihm gesehen hatte, etwas ganz neues. Der Blick versetzte ihr einen tiefen Stich ins Herz.
Langsam fühlte sie wieder mehr von ihrem Körper und spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte leicht ihren Kopf und blickte in die Augen ihrer Schwester. Wie aus dem Nichts stand Illyria neben ihr, mit der Hand auf ihrer Schulter.
»Es wird alles wieder gut.« Die Möbel wackelten nicht mehr und es zerrte nichts mehr an ihrem Körper. Sie blickte ihrer Schwester einfach nur in die Augen und dort sah sie diese Harmonie.
Sich schnell nähernde Schritte riefen sie aber ins hier und jetzt zurück.
Ihre Mutter stürmte herbei, gefolgt von ihrer persönlichen Leibwache.
Aurora versuchte die Situation zu erfassen. Auf der einen Seite standen ihre Töchter nebeneinander und der Hohepriester Volkan kauerte auf dem Boden. »Was ist passiert« bellte sie daher direkt los.
Sofort schossen Aurelia die Tränen in die Augen. »Verzeih mir Mutter, bitte ich wollte nicht.«
Illyria konnte ihre Schwester gerade noch auffangen als ihre Beine nachgaben und sie einfach in sich zusammen sackte.
Eine der Wachen war gerade dabei dem Hohepriester auf die Beine zu helfen, der versuchte sich schnell wieder aufzurichten und seine Robe zu ordnen.
»Eure Tochter hat versucht.« Jedoch brach er direkt wieder ab, als er den Blick der Königin auffing.
Nun hockte sie sich neben ihre Töchter und streichelte der besinnungslosen Aurelia über die Wange.
Illyria schaute ihre Mutter an und hatte ihre Arme, wie ein Schutzschild, um ihre Schwester gelegt.
»Ich weiß es nicht. Nach dem Unterricht war sie so müde und hatte sich etwas hingelegt. Es hatte sie mal wieder überanstrengt. Ich hörte es bei ihr klopfen und dann wackelte auch schon alles also rannte ich rüber. Ich sah ihn dort liegen und Aurelia war vollkommen aufgelöst.«
Aurora nickte nur leicht und streichelte dann auch ihr über die Wange. »Nimm sie mit in dein Zimmer. Ich lasse nach Eilan schicken.«
Eine der Wachen verstand den Hinweis direkt und hob die Prinzessin vom Boden. Wenn Illyria auch zögerte ihre Schwester freizugeben.
Dann folgte sie ihm aber in ihr Zimmer neben an, wo er sie aufs Bett legte und Illyria sich direkt dazu.
Aurora schaute den dreien nach und warf dann einen Blick zu Volkan.
»Der Prinz Gemahl hatte nach seiner Tochter verlangt.« Begann er zu reden und senkte dann aber den Blick leicht als sie ihn erneut auf diese Art ansah.
»Sann sag seiner Hoheit, das meine Töchter heute nicht mehr abkömmlich sind. Außerdem hat er sich sofort bei mir einzufinden.«
Eine Handbewegung reichte um der Wache einen neuen Platz zuzuweisen, den der Priester schien tatsächlich in das Zimmer der Mädchen zu wollen.
»Noch etwas Volkan, halte dich von meinen Mädchen fern.« Zischte sie ihn an, dann drehte sie sich um und ging zugigen Schrittes davon, sie hatte Gespräche zu führen.